// Wie bewertest Du die Chancen, das Ticket für die zweite Saison in der zweiten Liga zu buchen?

Weiterhin gut. Einfach wird es nicht, aber wir haben schon gezeigt, dass wir auch mit dezimiertem Kader Mannschaften schlagen können, wie zuletzt in Kirchheim. Leider haben wir knappe Spiele gegen Playoffs-Teams verloren, gegen die man im Rückspiel erst mal gewinnen muss. Dann kann die Situation besser aussehen.

// Ist das nächste Spiel gegen die Bayer Giants schon ein „Abstiegsfinale“?

Das Leverkusen-Spiel ist kein Abstiegsfinale, auch wenn es bis dato das wichtigste der Saison ist. Es gibt noch viele Spiele. Betrachtet man die Tabelle, kann man mit ein paar Siegen in Folge wieder anders dastehen.

// Wie siehst Du das Team aus Leverkusen?

Ich schätze Leverkusen als eines der besten Teams des unteren Tabellendrittels ein, wenn nicht sogar als das beste. Normal ist das kein Verein, der um den Abstieg spielt, sondern in den Playoffs mitmischt. Deswegen sind sie nicht zu unterschätzen. Insbesondere nach dem sie nachverpflichtet haben, haben sie auch Gegner aus der oberen Tabellenhälfte geschlagen.

// Du studierst neben dem Basketball. Wie sieht Deine weitere Lebensplanung aus?

Das kann man leider als Basketballer gar nicht gut planen. Ich muss erst mal im Sommer meine Bachelor-Arbeit vernünftig schreiben, möchte zunächst kein Master machen, sondern Berufserfahrung neben dem Basketball sammeln. Der Bereich ist noch offen.

// Du bist seit drei Jahren ein wertvolles Mitglied der Baskets? Wie ist die Rollenverteilung mit Deinem Aufbaukollegen Hilmar Pétursson?

Hilmar und ich haben eine sehr ausgeglichene Rollenverteilung, stehen fast gleich viel auf dem Feld, mit ähnlichen Aufgaben. Wir müssen die Kreativen im Team sein, sind jung und haben vorher nicht auf so einem hohen Niveau wie die ProA gespielt. Deshalb lernen wir beide unheimlich viel und unterstützen uns ziemlich gut. Ich habe Hilmar unheimlich gerne an meiner Seite.

// Bei Heimspielen sieht man Dich mit den Kindern Deiner Brüder Per und Philipp auf der Ehrenrunde. Wirst Du eines Tages mit Deinem eigenen Kind auf die Ehrenrunde gehen?

(lacht) Das ist von sehr vielen Faktoren abhängig, zum Beispiel ob ich noch spiele, falls ich denn mal Kinder habe. Natürlich klingt das sehr gut, aber bis dahin drehe ich die Runde weiterhin sehr gerne mit den Kindern meiner Brüder.

„Ich habe Hilmar unheimlich gerne an meiner Seite.“

Jasper Günther, Point Guard der WWU Baskets

// Andreas Seiferth hat die Spielweise der Baskets in der vergangenen Saison geprägt. Nach seinem Karriereende wird es eine spürbare Veränderung in der Spielphilosophie geben müssen. Welche Ideen für die neue Saison verfolgst Du?

Andi war ein super Spieler. Jeder Trainer hätte es so wie Björn gemacht, nämlich ihm den Ball zu geben so oft es geht, weil er auch noch passen und anderen Spielern freie Würfe geben konnte. Dass du mit Andi nicht das Feld hoch und runter jagst, ist auch klar. Wir werden zukünftig schnell und aggressiv spielen, versuchen, Fastbreak zu spielen und Pick and roll. Wir wollen das Feld breit machen, werden wahrscheinlich gute Werfer haben. Von daher ist das eine ganz andere Spielphilosophie. Wir werden keinen zweiten Andi Seiferth kriegen, weder als Mensch, noch von der Qualität her. Wir müssen die Last, die bei ihm und vielleicht auch bei Björn als hervorragendem Trainer lag, auf alle Schultern verteilen. Jeder ist in einer größeren Rolle und Verantwortung für das Ganze, muss sich das aber auch erarbeiten.

// Läuft die Kaderplanung auf Hochtouren? Ist eher ein Umbruch zu erwarten oder ist Kontinuität der wichtigere Faktor?

Wir arbeiten an allen Schrauben, seien es ausländische Spieler, aber auch vorweg an deutschen Spielern. Konkret nach draußen können wir erst in den kommenden Wochen werden. Wenn die Spieler zur Spielweise passen, bevorzuge ich, wie Helge auch, Kontinuität. In Münster war immer unsere Stärke, eine gute Truppe zu haben, die über Jahre zusammengewachsen ist. Mit Spielern, die sich kennen, auf und abseits des Feldes gut miteinander auskommen. Diese Kontinuität möchten wir beibehalten. Auf ihr kann man aufbauen.

// Auf was für eine Mannschaft können sich unsere Fans freuen?

Unsere Spielweise gibt die Zusammensetzung der Mannschaft vor. Sie wird mehr Kraft kosten, wir werden viel rotieren, keine feste erste Fünf haben mit weiteren fünf Spielern dahinter. Ich bevorzuge eine Mixtur aus mehr Spielern, die immer eine gute Spielstärke hat. Wir möchten möglichst auf einem hohen Niveau über die Spieldauer sein, ohne in Löcher zu fallen, wenn man wechselt. Einzelne Spieler werden hoffentlich nicht über 30 Minuten gehen müssen. Möglichst viele Spieler sollen ihren Teil zum Ganzen beitragen, nicht nur „dabei“ sein. Zehn Spieler mit vernünftigen Spielzeiten sind dann vielleicht das Maximum für unsere Teamleistung. Natürlich besetzen weitere Spieler Kaderplätze, die in unserem Training sind und wissen, was wir tun. Im Idealfall sind es unsere Jugendspieler mit Potenzial, in die ProA hineinwachsen zu können.

// Wie lebst Du Dein Trainerdasein? Auf was für einen Trainertypus müssen sich Deine Spieler einstellen?

Ich bin an der einen oder anderen Stelle sicher emotional, vielleicht nicht ganz so stark wie mein Vorgänger. Ich werde schon fordernd sein. Vor allem, wenn es einmal nicht läuft, werde ich positiv sein und pushen. Dann versuche ich, wieder in die richtige Richtung zu schieben, um mit der Mannschaft das Maximum rauszuholen. Mit Chad und Helge versuchen wir, mit möglichst viel positiver Energie in jedes Training und die Spiele reinzugehen. Wie gut ich dann meine Emotionen am Spieltag im Griff habe, wird man sehen. Ich bin jetzt ein bisschen älter als damals, somit erfahrener und reifer. Auch wenn meine Trainerzeit eine Weile her ist, weiß ich genau, was ich machen möchte. Natürlich muss ich mich wieder in die tägliche Trainerarbeit einfinden. Wir fangen in der kommenden Woche an. Da bleibt genug Zeit.

Foto: Markus Holtrichter