// Du hast in den vergangenen Jahren bei unserem Partner ISR im sicheren Beruf eines IT-Beraters gearbeitet. Warum kehrst Du nun in den Trainerberuf zurück?

Es hat einfach gejuckt. Als mich Helge vor einem halben Jahr angesprochen hat, war ich schon überrascht. Je mehr ich darüber nachgedacht habe, desto mehr hat es dann in den Fingerspitzen gejuckt. Basketball ist meine große Leidenschaft. Zurückzukehren in das Trainergeschäft ist für mich kein Schnellschuss, sondern reiflich überlegt. Alle Betroffenen im Privaten gehen diesen Weg mit. Vom festen Job wieder in das Trainerleben zurückzugehen, würde wahrscheinlich nicht jeder machen. Seinerzeit musste ich mich entscheiden: Trainer bleiben oder in den „normalen“ Beruf gehen. Es gab damals Anfragen aus der ProA. Voll auf die Karte des Trainerberufs zu setzen, hat mich schon damals sehr gereizt. Aus privaten Gründen – Familie und Hauskauf – habe ich mich dann aber gegen den unsicheren Job eines Basketballcoaches entschieden.

// Mit Chad Prewitt haben wir einen erfahrenen Co-Trainer mit viel Expertise seit vier Jahren in unserem Trainerteam. Wie wird seine zukünftige Rolle aussehen?

Mir ist Chads Meinung in allen Facetten wichtig: Bei der Spielerauswahl, wie wir spielen wollen, unsere Trainings gestalten. Wir machen das zusammen, entwickeln die Inhalte auch gemeinsam. Chad soll seinen Input dazugeben, weil er viel Erfahrung hat, auch ein super Spieler war. Ich möchte sein Wissen nutzen. Bei den Spielern genießt er hohe Wertschätzung. Chad identifiziert sich mit unserem Klub, unserer Idee sehr, ist ein guter Typ. Ich möchte ihn in einer möglichst großen Rolle mit seinen Stärken, so dass er sich am wohlsten fühlt und am besten einbringen kann. Ziel ist unser bestes Ergebnis.

// Nimmst Du auch Aufgaben neben denen eines Cheftrainers wahr?

Ich kümmere mich mit Helge um die Spielerauswahl. Spieler müssen sportlich und menschlich zu uns passen. Chads Meinung zu Spielern ist mir ebenso wichtig, weil er auch mit ihnen zusammen in der Halle steht. Spielerfragen lösen wir gemeinschaftlich. Jüngere Spieler für unsere Regionalliga- und NBBL-Mannschaft schaue ich mir auch an, tausche mich mit Philipp über sie aus. Die Teamchemie ist wichtig, aber auch nicht einfach. Ein „schlechter Apfel“ kann ein großes Problem sein. Aber ich denke, wir kriegen wieder eine Mannschaft hin, die gut miteinander auskommt.

// Wie hast Du Deinen Heimatklub in den vergangenen Jahren wahrgenommen und verfolgt?

In den vergangenen Jahren war ich regelmäßig bei Heimspielen Experte bei den Live-Übertragungen auf Sportdeutschland.TV. Über die ganzen Jahre haben die Baskets eine super Entwicklung in allen Bereichen genommen. Der Umzug zum Berg Fidel, der Zuschauerzuspruch, die neue Geschäftsstelle, die Idee mit der Uni und auch sportlich: Das hat sich alles gut entwickelt, haben wir in unserer damaligen Zusammenarbeit angestrebt. Toll, dass das heute Wirklichkeit ist.

// Wie bewertest Du vor allem die vergangene Baskets-Saison, der ersten in der zweiten Liga?

Positiv! Die ProA ist sehr, sehr schwer. Regionalliga und ProB sind vom Niveau her relativ nahe beieinander. Der Schritt in die ProA ist ein enormer Schritt. Sich da zu etablieren ist gar nicht so einfach. Im ersten Jahr die Klasse zu halten ist eine Herausforderung. Das hat die Mannschaft gut gemacht. Sie hat viele gute Spiele abgeliefert, auch gegen hochklassige Gegner mitgehalten.

// Wie beurteilst Du die Leistungsstärke der BARMER 2. Basketball Bundesliga ProA, zumal aus der BBL die beiden Traditionsklubs medi Bayreuth und FRAPORT Skyliners hinzukommen werden?

Das ist vor der Saison immer schwer zu sagen. In der letzten Saison hätten alle über Jena und Leverkusen gesagt: Die können aufsteigen. Jena mit dem Budget sicherlich, Leverkusen hätte zumindest um den Aufstieg mitspielen können sollen. Man sieht erst nach einigen Spieltagen wie gut die Mannschaften wirklich sind. Es ist nicht einfach, eine gute Truppe zusammenzustellen, die dann auch funktioniert. Geld alleine macht es dann oft nicht aus. Man muss ein Team auf die Beine stellen, was kämpft und eine gute Spielstärke hat. Ich weiß nicht, ob Frankfurt oder Bayreuth aufsteigen wollen und können. Für uns wird jedes Spiel eins sein, in das wir uns reinhängen und kämpfen müssen. Es wird für uns keine leichten Gegner geben. Wir wollen das Beste aus der Saison rausholen.

„Möglichst viele Spieler sollen ihren Teil zum Ganzen beitragen“

Götz Rohdewald, Cehftrainer der WWU Baskets

// Andreas Seiferth hat die Spielweise der Baskets in der vergangenen Saison geprägt. Nach seinem Karriereende wird es eine spürbare Veränderung in der Spielphilosophie geben müssen. Welche Ideen für die neue Saison verfolgst Du?

Andi war ein super Spieler. Jeder Trainer hätte es so wie Björn gemacht, nämlich ihm den Ball zu geben so oft es geht, weil er auch noch passen und anderen Spielern freie Würfe geben konnte. Dass du mit Andi nicht das Feld hoch und runter jagst, ist auch klar. Wir werden zukünftig schnell und aggressiv spielen, versuchen, Fastbreak zu spielen und Pick and roll. Wir wollen das Feld breit machen, werden wahrscheinlich gute Werfer haben. Von daher ist das eine ganz andere Spielphilosophie. Wir werden keinen zweiten Andi Seiferth kriegen, weder als Mensch, noch von der Qualität her. Wir müssen die Last, die bei ihm und vielleicht auch bei Björn als hervorragendem Trainer lag, auf alle Schultern verteilen. Jeder ist in einer größeren Rolle und Verantwortung für das Ganze, muss sich das aber auch erarbeiten.

// Läuft die Kaderplanung auf Hochtouren? Ist eher ein Umbruch zu erwarten oder ist Kontinuität der wichtigere Faktor?

Wir arbeiten an allen Schrauben, seien es ausländische Spieler, aber auch vorweg an deutschen Spielern. Konkret nach draußen können wir erst in den kommenden Wochen werden. Wenn die Spieler zur Spielweise passen, bevorzuge ich, wie Helge auch, Kontinuität. In Münster war immer unsere Stärke, eine gute Truppe zu haben, die über Jahre zusammengewachsen ist. Mit Spielern, die sich kennen, auf und abseits des Feldes gut miteinander auskommen. Diese Kontinuität möchten wir beibehalten. Auf ihr kann man aufbauen.

// Auf was für eine Mannschaft können sich unsere Fans freuen?

Unsere Spielweise gibt die Zusammensetzung der Mannschaft vor. Sie wird mehr Kraft kosten, wir werden viel rotieren, keine feste erste Fünf haben mit weiteren fünf Spielern dahinter. Ich bevorzuge eine Mixtur aus mehr Spielern, die immer eine gute Spielstärke hat. Wir möchten möglichst auf einem hohen Niveau über die Spieldauer sein, ohne in Löcher zu fallen, wenn man wechselt. Einzelne Spieler werden hoffentlich nicht über 30 Minuten gehen müssen. Möglichst viele Spieler sollen ihren Teil zum Ganzen beitragen, nicht nur „dabei“ sein. Zehn Spieler mit vernünftigen Spielzeiten sind dann vielleicht das Maximum für unsere Teamleistung. Natürlich besetzen weitere Spieler Kaderplätze, die in unserem Training sind und wissen, was wir tun. Im Idealfall sind es unsere Jugendspieler mit Potenzial, in die ProA hineinwachsen zu können.

// Wie lebst Du Dein Trainerdasein? Auf was für einen Trainertypus müssen sich Deine Spieler einstellen?

Ich bin an der einen oder anderen Stelle sicher emotional, vielleicht nicht ganz so stark wie mein Vorgänger. Ich werde schon fordernd sein. Vor allem, wenn es einmal nicht läuft, werde ich positiv sein und pushen. Dann versuche ich, wieder in die richtige Richtung zu schieben, um mit der Mannschaft das Maximum rauszuholen. Mit Chad und Helge versuchen wir, mit möglichst viel positiver Energie in jedes Training und die Spiele reinzugehen. Wie gut ich dann meine Emotionen am Spieltag im Griff habe, wird man sehen. Ich bin jetzt ein bisschen älter als damals, somit erfahrener und reifer. Auch wenn meine Trainerzeit eine Weile her ist, weiß ich genau, was ich machen möchte. Natürlich muss ich mich wieder in die tägliche Trainerarbeit einfinden. Wir fangen in der kommenden Woche an. Da bleibt genug Zeit.

Fotos: Christina Pohler