// Du lebst in Kettenkamp, einer kleinen Gemeinde im Landkreis Osnabrück? Was hat einen in der Metropole Phoenix Arizona aufgewachsenen Amerikaner dort hin verschlagen?

Nach meiner Profikarriere mit einigen Stationen ist jetzt meine Frau an der Reihe. Ich habe mich in Kettenkamp mit vielen Leuten angefreundet. Wir sind eine kleine Gemeinschaft, wo jeder jeden kennt. Ich habe viel getan, um mich zu integrieren, in der 2. Fußballmannschaft gespielt, bin im Schützenverein. Die Gemeinschaft ist mir wichtig, egal ob in einem kleinen Dorf oder in einer großen Stadt.

// Was bedeutet für Dich Heimat? Und wo ist Deine Heimat nach 18 Jahren fernab Deiner ersten Heimat USA?

Meine Familie ist das Wichtigste für mich, mehr als alles andere. Deshalb ist mein Zuhause hundertprozentig da, wo meine Familie ist, eben in Kettenkamp. Die USA sind immer eine Option. Basketball ist dort viel wichtiger, die Schulen mehr integriert, es gibt mehr Trainerjobs. Wir werden tun, was das Beste für die Familie ist. Gegenwärtig und für die nächste Zeit lebe ich wirklich gerne hier.

// Du bist seit vier Jahren in Münster in Co-Trainer und A-Lizenzinhaber? Welche Ambitionen hast Du für die Zukunft?

Ich habe in meiner Karriere wirklich Glück gehabt, unter sehr guten Trainern gespielt und viel von ihnen gelernt. Als Co-Trainer konnte ich bei Philipp Kappenstein und Björn Harmsen weiter lernen, auch, wie man mit Menschen arbeitet. Mir machen die Aufgaben eines Co-Trainers sehr viel Spaß. Mit genug Trainererfahrung muss man sehen, ob man den nächsten Schritt geht.

// Bei den ganzen Taktikanalysen mit Björn Harmsen, lernst Du inhaltlich immer noch was dazu?

Ja, absolut. Björn lässt ein wirklich fortschrittliches System aus Offensive und Defensive spielen. Nicht einfach, denn er hat eine sehr hohe Basketball-Intelligenz. Sein Basketball ist taktisch auf einem anderen, höheren Niveau. Ich habe eine Menge von ihm gelernt. Es ist wirklich faszinierend, wie er zehn verschiedene Spieler und alle Situationen liest.

// Eine Mannschaft besteht immer aus vielen einzelnen Akteuren mit Stimmungen, Formtiefen, Läufen. Wo ist der Co-Trainer gefordert?

Er hilft der Kommunikation. Manchmal verstehen die Spieler etwas nicht, aber aus meiner zweiten Perspektive kann ich sie erreichen. Es gibt auch einen Unterschied zwischen Basketball auf niedrigerem Niveau und der zweiten Bundesliga in der Kommunikation zwischen den Mitspielern auf dem Platz und außerhalb des Platzes. Schwieriger in der ProA ist auch die Mixtur aus amerikanischen und deutschen Spielern. Einige Spieler reden viel, andere weniger. Es ist eine interessante Mischung und ein ständiger Prozess, besonders für uns, weil wir von der ProB in die ProA aufgestiegen sind. Da gibt es viele Unterschiede und die Art und Weise, wie man kommunizieren muss.

// Der Job als Trainer ist nicht unbedingt der sicherste. Was reizt Dich dennoch an diesem Job?

Wer Sicherheit will, sollte eine Festanstellung in anderen Berufen suchen. Der Trainermarkt im Bundesliga-Basketball ist sehr wettbewerbsintensiv. Viele Trainer kommen aus dem Ausland, mit verschiedenen Stilen, verschiedenen Taktiken. Mir gefällt diese Mixtur sehr. Die Konkurrenz motiviert mich, weiter hart zu arbeiten und alles zu tun, um erfolgreich zu sein.

// Deine Kinder und Deine Frau sind oft bei den Baskets-Heimspielen. Was bedeutet Dir das? Wie saugen Deine Kinder die die Atmosphäre auf?

Sehr, sehr viel. Meine Kinder lieben die Halle Berg Fidel. Mein Sohn hat so viel Spaß am Spiel, an den Fans, am Drumherum, wird nächsten Monat sechs Jahre alt. Meine dreijährige Tochter ist voller Begeisterung. Beide kommen sehr gerne nach Münster, freuen sich jedes Mal auf die Spielplätze, Indoor-Spiele oder den Trampolinpark.

// Geht es nach der Saison mit der Familie nach Phoenix?

Normalerweise ja. Ich glaube nicht, dass das dieses Jahr der Fall ist. Ich bin die letzten drei, vier Jahre gegangen. Dieses Jahr ist für meine Frau ein langes Jahr, das viel mit Basketball zu tun hat. Außerdem ist es in Phoenix im Sommer sehr heiß. Die meisten Leute fahren im Winter nach Phoenix. Deutschland ist schön im Sommer. Es ist schwer, wegzugehen.

„Die Gemeinschaft ist das, was wichtig ist“

Chad Prewitt, Assistenztrainer der WWU Baskets