// Was ist Münster Deinen ersten Eindrücken nach für eine Basketball-Stadt?

Ich merke eine Begeisterung, gerade in der Halle, wo der Zuschauerzuspruch groß ist, auch wenn es mal nicht so gut läuft. Die Halle ist selbst dann stimmungsvoll. Man spürt, dass der Basketball in Münster über Jahre gewachsen ist, aber durch die Baskets auch deutschlandweit auf der Landkarte positioniert wurde, viele Leute den Basketball hier verfolgen und Spaß an ihm haben.

// An welche Phasen Deiner Karriere erinnerst Du Dich besonders gern?

Sehr schön waren Phasen, in denen es besonders gut lief. In meiner Anfangsphase in Trier habe ich zum ersten Mal richtig gute Spiele in der Bundesliga gemacht und mich einige Jahre in der Nationalmannschaft etablieren können. In Bayreuth habe ich den Sprung zurück in die Nationalmannschaft geschafft, sind wir gewachsen und haben international gespielt, war ich Teil so einer Entwicklung. Ähnliche Gefühle habe ich hier auch. Als Verein zu wachsen und Erwartungen nicht nur zu treffen, sondern vielleicht auch ein bisschen zu übertreffen, das ist ein schönes Gefühl.

// Hast Du das Gefühl, alles aus Deiner Basketball-Karriere herausgeholt zu haben?

Auf jeden Fall ja. Ich hätte nicht gedacht, dass ich so lange und auf so einem Niveau – auch international, Nationalmannschaft oder sogar auf Euroleague-Niveau – spielen durfte. Auch wenn ich vielleicht mehr Euro-Leaugue-Chancen hätte haben können, war es trotzdem eine schöne Erfahrung. Aus meinen Möglichkeiten, die ich als Basketballer hatte, habe ich alles rausgeholt. Damit bin ich zufrieden.

// Man sieht Dich nach Spielen in allen Hallen Deutschlands von Kindern umringt, die nach Autogrammen oder Selfies fragen. Was bedeutet Dir das?

Das finde ich immer ganz, ganz schön. In Bayreuth hatten wir die Tradition, dass Kinder nach einem Sieg aufs Feld und mit uns feiern durften, sich Autogramme geholt haben. Da machen sich die Kleinen die Erinnerungen, von denen sie auch erzählen. Das macht natürlich Spaß, der jüngeren Generation etwas zu geben, die vielleicht Motivation daraus zieht, mit dem Sport anzufangen oder dabeizubleiben.

// Wie wichtig ist dir die öffentliche Anerkennung Deines Sports?

Ich wünsche mir, dass Basketball eine noch größere Plattform erhält – gerade im Vergleich zum Fußball in Deutschland. Der Trainerberuf in Deutschland ist zum Beispiel nicht so angesehen wie in Amerika. Der Beruf des Profisportlers hat in anderen Ländern, zum Beispiel im spanischen Basketball, eine andere Wertigkeit. Ich bin gespannt, ob mit Dyn Media ab der nächsten Saison neue Potenziale erschlossen werden. Nur über die Verrnarktung geht es. Oder über den sportlichen Erfolg, der ebenso vermarktet werden muss. Der Erfolg bei der Eurobasket mit Bronze ist ein wenig verpufft. In der Vermarktung des Sports und der Spieler*innen sehe ich die meisten Potenziale.

// Du bist angehender Unternehmer mit viel Erfahrung im Sport. Warum sollten sich Deiner Ansicht nach Unternehmen als Sponsoren in der Sportart Basketball engagieren?

Basketball spricht als Sportart die Zielgruppe von morgen an. Wenn man in die Hallen schaut: viele Familien, viele junge Zuschauer, gerade bei uns in Münster. Wenn man sich da als Unternehmen in der Halle, in den Übertragungen oder weiteren Möglichkeiten platziert, erreicht man im „War of talents“ im Basketball die klugen Köpfe von morgen. Typische Sponsoringthemen wie Emotionen könnten vielleicht auch andere Sportarten bieten. In der jungen, digital affinen Zielgruppe hat der Basketball eine „Unique Selling Position“, gerade auch bei den Talenten, die nicht auf den Kopf gefallen sind.

// Beim REACH EUREGIO Start-up Center kümmerst Du Dich darum, Unternehmen, Start ups und Studierende zusammenzubringen. Sieht man Dich dort in Krawatte, Anzug und Scheitel oder laufen die Gespräche dort eher zwanglos ab?

Ich komme natürlich nicht in meiner bisherigen Basketball-Arbeitsklamotte Jogginghose herein. Anzug und Krawatte, so weit würde ich auch nicht gehen. Wir haben eine gute Balance, wo man in einem motivierenden Arbeitsumfeld, kollegial, fast schon familiär miteinander umgeht, es wird sich geduzt. Was ich an meinem Sport so geschätzt habe, da finden sich auch einige Parallelen in der Arbeit am REACH wieder. Ich kann hier authentisch bleiben.

Was ich an meinem Sport so geschätzt habe, da finden sich auch einige Parallelen in der Arbeit am REACH wieder“

Andreas Seiferth, Kapitän der WWU Baskets

// Was macht Deine erste berufliche Herausforderung am REACH für Dich aus?

Ich bin sehr motiviert an die Sache herangegangen, wollte mich hier direkt beweisen. Die Arbeit am REACH mit dem Basketball unter einen Hut zu bekommen, ist eine Herausforderung. Aber ich bin sehr froh, dass ich die eingegangen bin und bis jetzt alle Erwartungen erfüllt wurden, die ich an meinen Berufseinstieg am REACH hatte.

// Welche ist die größere Herausforderung: das Umsetzen eines Projekts beim REACH oder eines Gameplans von Björn Harmsen?

Die Gameplans von Björn sind immer anspruchsvoll. Im Basketball kann ich aber auf einen größeren Erfahrungsschatz zurückgreifen. Im REACH ist noch viel Neues dabei, werde ich von den Kollegen unterstützt. Wenn ich eine Herausforderung wählen müsste (*lacht), ist es der Gameplan von Björn.

// In Münster hast Du zwei neue Rollen: Teamleader der Baskets, Projektmanager beim REACH. Gib es Parallelen? Wo qualmt der Kopf mehr?

Parallelen gibt es, es geht beide Male um Teamführung. Die Teilnehmenden aus dem Projekt aus Unternehmen oder auch die Studierenden der Uni gemeinsam dazu befähigen, richtige Lösungen zu entwickeln, miteinander zu arbeiten, das sind Sachen, die ich als Kapitän in der Mannschaft ähnlich anwende oder probiere, den Jungs mitzugeben. Im Basketball kann ich allerdings auf einem größeren Erfahrungsschatz zurückgreifen, am REACH habe ich selber noch viel dazuzulernen, weswegen dort der Kopf mehr qualmt.

// Du spielst gerne Golf. Kannst Du Dir vorstellen nach Deiner Basketball-Karriere einen ähnlichen Ehrgeiz in dieser Sportart zu entwickeln?

Ich habe mal gelesen, dass Toni Kukoč von den Chicago Bulls einer der besten Golfer Kroatiens ist. So weit würde ich nicht gehen. Ich habe ein Handicap von 44 und das ist aktuell eher utopisch, weil ich ein halbes Jahr nicht gespielt habe. Ich werde Golf immer weiter verfolgen, aber als Hobby und Spaß. Meinen Ehrgeiz würde ich eher auf Fitness und Gesunderhaltung meines Körpers legen.

// Worauf freust Du Dich besonders nach der Karriere, wofür während der keine Zeit blieb?

Ausgiebig Weihnachten feiern habe ich als erstes im Kopf. Während der Karriere im Basketball war die Weihnachtspause immer nach 24 Stunden vorbei. Mal ein paar Tage abschalten, meine Leute zu sehen, das wird mal was ganz Neues sein. Ich freue mich, nach der Karriere live in Arenen Basketballspiele zu gucken, was jetzt nicht geht, weil man parallel spielt.

// Was würdest du unseren Leserinnen und Lesern, die sich für den Basketball interessieren, abschließend mit auf den Weg geben?

Ihnen würde ich wärmstens ans Herz legen, in die Halle Berg Fidel zu kommen. Vielleicht an einem klassischen Münsteraner Samstag: erst auf den Markt, dann zum Spiel, anschließend in der Altstadt den Abend ausklingen lassen.

Talkin‘ Basketball

Andreas Seiferth im Podcast