„Mir gefällt die Underdog-Rolle eigentlich sehr gut.“
Jasper Günther
// Hintergrund der Frage: Du hast in drei ProA-Spielzeiten 69 Spiele für Phoenix gespielt, die Familie Günther kommt aus Hagen. Ist es daher ein besonderes Spiel für dich?
Jasper Günther: Auf jeden Fall, einhundert Prozent. Abgesehen von den Spielen, in denen es um etwas geht, ist es für mich das besonderste Spiel.
// Denkst du gerne an die Zeit bei Phoenix zurück?
Jasper Günther: Ich denke gerne an diese Zeit zurück. Auf jeden Fall. Phoenix war ja für mich nicht nur ProA, sondern auch Jugend. Da habe ich nur gute Erinnerungen. Ich habe da viele Freunde fürs Leben in der Jugend kennengelernt, auch Erfolge feiern können. Wir haben das deutsche Top four in der JBBL, der U16, in der eigenen Halle gespielt. An die Zeit mit Phoenix in der ProA denke ich auch gerne zurück, auch wenn es am Ende nicht mehr das war, was man sich erhofft hat. Die erste Profi-Erfahrung, auch in der Heimhalle, war schon ziemlich gut.
// Vergleiche bitte mal die beiden Organisationen Phoenix Hagen und WWU Baskets Münster?
Jasper Günther: Mit einem Augenzwinkern, in Hagen bekommt man kein Dienstfahrrad. Ich denke, dass Hagen in manchen Aspekten und einfach strukturell weiter ist. Phoenix ist immerhin noch vor fünf Jahren eine Bundesliga-Mannschaft gewesen, mit einer langen Erfahrung im Spitzen-Basketball. Hier in Münster schlummert noch sehr viel mehr Potenzial, wenn man die letzten Jahre betrachtet. Münster holt unheimlich auf. Der UBC Münster hat als Unterbau inzwischen eine eigene Mannschaft in der 1. Regionalliga und in der A-Gruppe der Nachwuchs Basketball Bundesliga. Die Frauen greifen auch an. Was sich im Verein in der letzten Zeit getan hat, lässt sich auf jeden Fall sehen. Und lässt sich auf jeden Fall auch gut darstellen neben Vereinen wie zum Beispiel Phoenix Hagen.
// Wie wird es für dich werden, erstmals in Hagen gegen Phoenix zu spielen?
Jasper Günther: Das Gefühl in die Hagener Halle aufzulaufen wird für mich wahrscheinlich ziemlich, ziemlich cool. Da freue ich mich schon ungemein darauf. Aber wie gesagt, auf der „falschen“ Seite wird es ein bisschen komisch. Das wird für mich wahrscheinlich auch ein bisschen nostalgisch sein. In der „Ische“ hatte ich sogar damals auch Sportunterricht. Die Halle kenne ich auf jeden Fall sehr, sehr gut.
// Das Duell zum Saisonauftakt heißt etablierter ProA-Ligist mit Erstliga-Ambitionen gegen Aufsteiger. Wie schwer schätzt du die Partie bei Phoenix Hagen ein?
Jasper Günther: Ich schätze die Partie auf jeden Fall als schwer ein. Hagen hat sich ein ganz gutes Team zusammengestellt. Ganz gut kann ich sie noch nicht einschätzen, weil wir sie noch nicht gespielt haben. Ich kenne sie von den Namen und von Erzählungen. Ich glaube, das ist in dieser Saison ein sehr respektabler Gegner. Sie haben fast das ganze Team ausgetauscht im Vergleich zur letzten Saison. Vor allem auf den deutschen Positionen haben sie sich sehr verbessert. Das ist in der ProA nicht so ganz einfach.
// Das letzte Vorbereitungsspiel gegen die Artland Dragons haben wir vor 1.500 Zuschauern per Buzzer Beater gewonnen. Wie hat es sich angefühlt?
Jasper Günther: Das hat sich sehr gut angefühlt. Ich glaube, dass es für die Münsteraner Fans nicht so einfach wie in der ProB wird. Vor allem, wenn man sich unser Saisonziel betrachtet, das sind nicht 21 Siege und eine Niederlage. So wird es nicht werden. Da freut man sich umso mehr über jeden Sieg, den unsere Heimzuschauer sehen können. Unsere Fans können sich auf hochklassigeren Basketball und viele spannende Spiele freuen. Natürlich war es sehr schön, dass wir unseren Fans so einen Buzzer-Sieg geben konnten und ein bisschen Vorfreude auf die neue Saison entsteht.
// Jetzt steht die ProA-Saison vor der Tür. Für dich ist es kein Neuland und doch ist es eine neue Situation. Wir sind Aufsteiger, zählen im Grunde deshalb zu den natürlichen Abstiegskandidaten neben zwei oder drei anderen Mannschaften. Wie gehst du diese Ausgangssituation an, als „Underdog“ in die Saison zu gehen?
Jasper Günther: Mir gefällt die Underdog-Rolle eigentlich sehr gut. Als Münsteraner Studententeam, als sehr coole Organisation so ein bisschen die großen ProA-Teams zu ärgern, das kann ziemlich viel Spaß machen. Es ist auch gut, zu versuchen, sich einen Namen zu machen und zu zeigen, dass wir als Aufsteiger mithalten können. Es ist eine schwierige, aber auch reizvolle Aufgabe.
// Wo siehst du die Stärken des Auftaktgegners?
Jasper Günther: Ich sehe die Hagener Stärken auf jeden Fall in der Defensive. Ich glaube, sie sind ein sehr defensiv organisiertes Team. Sie rotieren viel. Sie haben auch ein tiefes Team. Die Defenisve und die Tiefe sind auf jeden Fall ihre Vorteile.
// Worin siehst du Ansätze, um in Hagen erfolgreich sein zu können?
Jasper Günther: Diese Ansätze sehe ich auf jeden Fall. Es wird zwar ein schwieriges Spiel, aber wir haben nicht den Druck auf unserer Seite. Wir können befreit aufspielen. Es ist nicht unser erstes, sondern deren erstes Heimspiel als etabliertes ProA-Team. Wir müssen unsere Position erst noch finden. Deswegen gehen wir da ganz locker ran, natürlich fokussiert und auch mit Siegeswillen. Aber der Druck ist nicht auf unserer Seite.
// Welche Atmosphäre erwartet uns und unsere Fans in der Hagener Arena, der sogenannten „Ischehölle“?
Jasper Günther: Es ist auch für mich ganz interessant zu sehen, wie es dort nach der Pandemie aussieht. Manch eine Halle schwächelt gerade was die Stimmung angeht. In Hagen mache ich mir da gar keine Sorgen. Da entsteht immer ein Hexenkessel, immer viel Stimmung. Deswegen erwartet uns da ein sehr hitziges Spiel. Vor allem zum Saisonauftakt werden noch einmal mehr Leute da sein. Es erwartet uns eine gute Atmosphäre.