
Heute im interview:
Philipp Kappenstein
2012-2021 Cheftrainer bei den Uni Baskets
Was ist gameday.ms – faces?
Die Uni Baskets Münster haben viele Gesichter, sind das pulsierende Basketball-Herz des Münsterlands. Rund um den Basketball-Zweitligisten sind einige spannende Persönlichkeiten anzutreffen. Wer verbirgt sich hinter den Gesichtern der Uni Baskets?
gameday.ms – faces stellt sie vorIch fühle mich total angekommen.

Wie läuft es aktuell im Trainerdasein in der Jugend des UBC Münster für Dich mit Deinen Mannschaften?

Sehr gut. Wir sind wie damals bei den Profis in der Hochphase der Saison. Mit meiner Mannschaft in der Jugend Basketball Bundesliga haben wir uns gegen Erstliga-Nachwuchs sehr gut behauptet, sind in der zweiten Runde der Playoffs unter den 16 besten Teams in Deutschland und führen mit 1:0 gegen die Hamburg Towers. Meine U12-Mädchenmannschaft hat am Wochenende mit dem Final 4 ein Riesenhighlight in Münster und wird sich mit den Bundesligastandorten Bonn, Düsseldorf und Leverkusen messen. Da rechnen wir uns gute Chancen zumindest auf eine Medaille aus. Die Mädchen freuen sich riesig darauf und auf sehr viele Fans. Samstag um 16.00 Uhr spielen sie zunächst ihr Halbfinale in der Ballsporthalle am Pascal-Gymnasium.
2021 hast du das Traineramt bei den Baskets nach neun Jahren auch aus familiären Gründen niedergelegt. Wie hat sich die Lebensqualität für dich mit deiner Familie verändert?

Die Trainingszeiten sind heute andere, und damit sind Abendessen und gemeinsame Zeit mit der Familie anders als zu Baskets-Zeiten möglich. Die eineinhalb Jahre, in denen ich mich nach der ProB-Trainerzeit ganz rausgezogen habe, waren sehr, sehr wertvoll für die gemeinsame Freizeit und die Wochenenden als Familienzeit. Jetzt muss ich wieder aufpassen, dass es aus Eigendynamik heraus nicht zu viel wird. Aber ich schätze die gewonnene, gemeinsame Zeit mit der Familie sehr.
Wie beurteilst Du die aktuelle Situation des Jugendbasketballs in Münster?

Es ist eine hochspannende Zeit. Wir haben für den Seniorenbereich sehr gute Voraussetzungen geschaffen. Es ist super, dass wir mit den 2. Herren ein Team in der 1. Regionalliga etabliert haben, die dort jetzt mit Andrej König eine gute Rolle gespielt hat. In der NBBL (U19) sind wir unter den Top-16-Teams in Deutschland. Das schafft zusammen ein Fundament, auf dem wir auch eigene Spieler für die erste Mannschaft produzieren können. In der JBBL (U16) spielen wir nach der schon positiven Entwicklung in der Vorsaison eine sehr starke Saison und sind unter den Top-15-Teams in Deutschland angekommen. Viel wichtiger als das reine Ergebnis: Wir haben Spieler, die in Zukunft für hohe Aufgaben interessant sind, auch gesehen werden von Auswahlmannschaften oder anderen Vereinen. Da kommt einiges nach, auf das man sich freuen kann. Auch im Mädchenbereich sind wir auf einem guten Weg, von unten hoch ein gutes Fundament zu schaffen. So können wir uns auch im Damenbereich auf einige Talente freuen und nach oben Richtung 2. Bundesliga gucken. Wie bei den Baskets damals, setzt sich die erste Damenmannschaft aus zugereisten Studentinnen zusammen. Das macht sehr viel Spaß mit meinen beiden Teams, bedeutet aber auch extrem viel Zeit in der Halle, die sogar mehr ist als die Zeit früher mit den Baskets.
Wie erlebst du dein jetziges Trainersein im Jugendbereich im Vergleich zum früheren im Profibasketball? Was begeistert Dich daran und ist Dein Antrieb, Jugendmannschaften zu trainieren und Jugendlichen den Weg zu weisen?

Es macht mir total Spaß, weil es noch einmal eine andere Perspektive ist. Es geht viel mehr um die Entwicklung der Persönlichkeit, um die Entwicklung der Spieler, als dass damals eher um das Ergebnis am nächsten Wochenende gegangen ist. Wobei aber bei den Baskets immer das Team im Vordergrund stand und sich Spieler über die Jahre toll entwickelt haben. Im Jugendbereich hat man mehr Einfluss auf den Werdegang. 90 Prozent meiner Spieler und Spielerinnen sind auf unserer Sportschule, und ich betreue sie nicht nur im Nachmittagstraining, sondern sowohl im Unterricht als auch im Vormittagstraining. So lernt man sie sehr gut kennen, hat einen hoffentlich primär positiven Einfluss, begleitet sie teilweise von der fünften Klasse bis zum Abitur in einer super wichtigen Lebensphase. Das gibt unheimlich viel, wenn man selber sehr viel weitergeben kann. Dafür ist die Erfahrung, die man im Seniorenbereich gesammelt hat, durchaus ein Pfund, das man weitergeben kann. Man kann heute guten Jugendspielern vermitteln, was sie noch brauchen, was den und den Spieler ausmacht, in dessen Richtung sie gehen können. Mich erfüllt das total. Ich bin an meiner Schule mit der Unterstützung, die ich hier habe, dem Hand-in-Hand-Gehen mit der Jugendarbeit im UBC Münster an der sehr richtigen Stelle und fühle mich total angekommen.
Was ist für dich das Besondere an der Kombination Lehrer und Trainer in Personalunion?

Die Langfristigkeit steht im Vordergrund, nicht nur die Planungen als Headcoach von einer Saison zur nächsten, von Saisonphasen bis zu den Playoffs. Als Lehrer können wir strukturell und perspektivisch an der Schule etwas aufbauen. Ich habe mit Andrej König, Maik Berger, Nina Graf und vielen anderen im Basketball ein super Team, mit dem wir die Spieler und ihre Ziele begleiten. Als Lehrer habe ich nicht nur mit Sportlern zu tun, sondern auch andere Einflüsse, gucke über den Tellerrand, habe den Kopf auch mal woanders als beim Basketball. Das ist auch ganz wichtig.
In neun Jahren deiner Ära als Trainer der Baskets hattest du mit doch einigen Spielern – auch Mitarbeitern – zu tun. Wie ist der heutige Kontakt?

Sehr, sehr gut. Ich freue mich jetzt schon sehr auf die Hochzeit im Sommer von Jan König und Elisa. Wir waren letztes Jahr mit einer großen Gruppe ehemaliger Spieler aus allen Generationen bei Atilla Göknils Hochzeit in der Türkei. Es gibt regelmäßigen Kontakt mit Spielern wie Steve Briggs, JoJo Cooper, David Hicks, Malcolm Delpeche, Marc Coffin, Brice Leavitt, Dalis Johnson oder Marley-Jean Louis, um nur einige zu nennen. Wir sind mit vielen in Kontakt, gerade weil unser Team über die Jahre so lange zusammen war und wir viel zusammen erlebt haben. Uns verbindet sehr viel. Das hat die Zeit auch ausgemacht und so erfolgreich gemacht. Es waren nicht nur die sportlichen Erfolge, sondern daraus sind dicke Freundschaften entstanden. Das ist sehr schön, da ich als Trainer ja nicht so mittendrin sein konnte und sich das trotzdem so erhalten hat. Mit Andrej König und Christoph Schneider, oder bis zu seinem Weggang nach Berlin mit Ati Göknil, arbeite ich ja immer noch Hand in Hand. Auch mit Jasper und Wessi, die jetzt noch spielen, ist immer noch Kontakt da. Man hat sich immer sehr viel zu erzählen. Das Gleiche würde ich aber auch für Thomas, Holti oder Christina sagen, mit denen ich viel lieber noch mehr zu tun hätte, wo ich die Zeit mehr als wertschätze. Das sind einfach Kontakte, die bleiben.








ASK ME ANYTHING
Was machst Du beruflich?
Lehrer und Trainer.
Profi- oder Jugendbasketball?
Beides hat mir sehr viel gegeben. Beides macht mir Spaß. Beides würde ich wieder machen.
Jugend trainiert für Olympia oder Jugend Basketball Bundesliga?
Jugend trainiert für Olympia als punktuelles Ereignis, Jugend Basketball Bundesliga als Begleitung der Spieler: beides top!
JBBL oder NBA?
Die Jugend Basketball Bundesliga ist ehrlicher.
Deine Hobbys, Lieblingsbeschäftigungen neben Basketball?
Familie, Sport jeder Art und Freunde.
Deine Gänsehaut-Momente Deiner Trainer-Karriere?
Aufstiegsspiel zur ProB in Grevenbroich mit 300 mitgereisten Münsteranern. Jedes Playoff-Heimspiel im ersten ProB-Jahr, wo die Leute teilweise ab 12.00 Uhr um die Halle angestanden haben und diese zwei Stunden vor Spielbeginn rappelvoll war. Buzzerbeater-Sieg durch JoJo Cooper gegen Iserlohn.
Wer ist Dein Lieblingssportler / sportliches Idol?
Franz Beckenbauer. Sehr beeindruckend, jemand, der in allen Bereichen sehr erfolgreich war. Als Sportler und Mensch: Rafael Nadal, toller Typ, emotional überragend. Als Basketballer: Scotty Pippen. Als Trainer eines der ersten Vorbilder: Svetislav Pesic.
Dein Lieblingsplatz in Münster?
Unser Garten, Pascal-Halle, Uni-Halle, Sporthalle Berg Fidel.

Eine Kooperation von Uni Baskets, Münstersche Zeitung und volt. Werbeagentur.

