Heute im interview:
Faces Atilla Göknil
23 Jahre Spieler und Trainer beim UBC und bei den Uni Baskets Münster
Was ist gameday.ms – faces?
Die Uni Baskets Münster haben viele Gesichter, sind das pulsierende Basketball-Herz des Münsterlands. Rund um den Basketball-Zweitligisten sind einige spannende Persönlichkeiten anzutreffen. Wer verbirgt sich hinter den Gesichtern der Uni Baskets?
gameday.ms – faces stellt sie vorZuallererst stehen da viele Freundschaften fürs Leben.
Atilla, nach 23 Jahren verlässt Du nicht nur den UBC Münster, sondern auch Deine Heimatstadt. Wie schwer ist dir diese Entscheidung gefallen?
Super schwer. Gerade nach der Entscheidung hat man noch mal einen anderen Blick auf die Stadt und darauf, was man alles zu schätzen weiß. Ich bin schon Münsteraner durch und durch. Ich habe die Entscheidung dafür getroffen, mich persönlich und auch beruflich weiterzuentwickeln. Ich werde Vieles hier vermissen. Es ist nicht leichtgefallen, aus Münster wegzugehen, aber im Endeffekt kann ich mit der Entscheidung sehr gut leben.
Eine kleine Zeitreise: Was verbindest Du mit dem 30.09.2006?
Ich bin 2006 von einem einjährigen Amerikaaufenthalt als Austauschschüler zurückgekommen und habe als 17-Jähriger in der „Ersten“ des UBC begonnen. Mein erstes Spiel war in der Saison 2006/2007 gegen die Schwelmer Baskets. Ich habe nur zwei Minuten gespielt, aber sofort einen Offensiverebound gekriegt und per Tip in gegen deren amerikanischen Center meine ersten Punkte gemacht. Am Ende der Saison bin ich an einem Tag zweimal abgestiegen: mit der ersten Mannschaft die 2. Regionalliga, mit der zweiten in die Landesliga.
Hast du dich bei dem Gedanken daran selbst mal dabei ertappt, was du als Spieler und auch als Trainer dann aber alles erreicht hast?
Natürlich! Der UBC Münster hat sich seitdem wahnsinnig entwickelt. Unter Götz Rohdewald sind wir 2009 in die 1. Regionalliga aufgestiegen. Ab 2013 sind wir jedes Jahr besser geworden. Als Spieler bin ich zweimal bis in die ProB aufgestiegen und habe dreimal den WBV-Pokal gewonnen. Dann kamen als Co-Trainer diese wahnsinnigen ProB-Jahre. Von 50 Leuten in der Uni-Halle bis jetzt 3.000 in der Halle Berg Fidel und einem Playoff-ProA-Team: Das ist verrückt.
Was nimmst du generell aus deiner Zeit im Basketball beim UBC Münster und den Uni Baskets mit?
Zuallererst stehen da viele Freundschaften fürs Leben. Ich habe aber auch so viel fürs Leben gelernt, was Einstellung, Werte, auch Zuverlässigkeit betrifft. Man nimmt sehr viele persönliche und soziale Kompetenzen mit. Auch, dass es sich immer lohnt, dranzubleiben, sich Ziele zu setzen. Der UBC Münster ist ein toller Verein mit vielen tollen Leuten, die das alle mit unfassbar viel Engagement und aus Überzeugung machen. Damit kann man sehr, sehr weit kommen.
Gibt es denn Begegnungen mit ehemaligen Mitspielern oder Trainern, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind?
Philipp Kappenstein und ich standen in der ersten ProB-Saison nach einem Dienstagstraining mitten im Winter vor der Halle. An dieses eine Gespräch von Tausenden erinnere ich mich immer noch, ob wir jetzt sang- und klanglos wieder absteigen. Wir hatten als Aufsteiger sieben der ersten neun Spiele verloren. Mit den Spielern waren wir hochgegangen, wussten, dass wir gut genug sind, und zogen das durch. Im Spiel danach haben wir diese Siegesserie gestartet, Monate nicht mehr verloren und den ersten sportlichen Aufstieg in die ProA geschafft.
Welche Bedeutung hat Philipp Kappenstein in Deinem Leben?
Philipp ist erst einmal ein wahnsinnig guter Freund und im Basketball so etwas wie ein Mentor. Ich habe als Jugendlicher Philipp noch spielen sehen. Er ist vom Vorbild bis zum Ratgeber geworden. Als ich vor 15 Jahren als Spieler immer besser geworden bin hat er mir im Sommer, schon als er noch in Wulfen Trainer war, immer Tipps für die nächsten Schritte gegeben, um noch besser zu werden. Das meiste was ich vom Basketball weiß, weiß ich von ihm. Als ich unter ihm als Trainer gespielt habe, war es meine beste Zeit als Spieler. Als Trainer habe ich immer versucht, ich selbst zu sein, aber ich habe immer wieder gemerkt, wie viel von Philipp da mit drinsteckt. Ohne, dass ich versucht hätte, ihn zu kopieren, denn das geht einfach nicht.
In welcher Rolle siehst Du Dich zukünftig im Basketball? Wie geht es für Dich in Berlin weiter?
Ich sehe mich immer im Basketball in irgendeiner Form. Ich bin in Berlin in Gesprächen und es gibt Möglichkeiten dort. Ich will auf jeden Fall meinen Horizont erweitern, um noch mehr machen zu können, als ich bisher schon gemacht habe. Ehrlicherweise will ich mal gucken, bis wohin das gehen kann.
STIMMEN VON WEGGEFÄHRTEN
Helge Stuckenholz, Manager der Uni Baskets
„ATI ist eines von vielen Münsteraner Urgesteinen, auf denen die Erfolgsgeschichte der letzten 20 Jahre des Münsteraner Basketballs fußt. Seine Leidenschaft für unseren Sport wird dem UBC Münster fehlen. Ich wünsche ATI nur das Beste für seinen weiteren Lebensweg!“
Götz Rohdewald, Cheftrainer der Uni Baskets (und des UBC Münster 2007-2012)
„Ati ist jemand, der immer mit viel Leidenschaft und Herzblut beim Basketball war – sowohl als Spieler als auch als Trainer. Ich mochte immer besonders seinen Humor und die positive Einstellung. Ich hoffe, er kann in Berlin eine gute Stelle finden, um in seiner Leidenschaft weiterhin tätig zu bleiben.“
Philipp Kappenstein, Trainer der Jugend-Basketball-Bundesliga-Mannschaft und weiblichen U12 des UBC Münster (und der WWU Baskets Münster 2012-2021)
„Ich habe die Arbeit mit Ati sehr genossen. Wir haben uns zum ersten Mal so richtig kennengelernt, als ich einer der älteren Spieler der ersten Mannschaft des UBC Münster war und er der jüngste. Seitdem haben wir immer viel Kontakt gehabt. Daraus ist dann, als wir zusammen Trainer geworden sind, eine richtige Freundschaft geworden. Die Jahre mit Ati waren die mit Abstand erfolgreichsten. Wir sind zusammen in der ersten Saison WBV-Pokalsieger und Regionalliga-Meister geworden, in die ProB aufgestiegen, im zweiten Jahre ProB-Meister Nord geworden.
Als Co-Trainer war er sowohl taktisch als auch menschlich immer zur Stelle, wenn ich ihn gebraucht habe. Da sind wir wirklich zusammengewachsen. Wir freuen uns darauf, im Sommer auf seiner Hochzeit in der Türkei eingeladen zu sein. Wir sind durch sehr viel gegangen, wir konnten uns sehr viel gegenseitig unterstützen. Nach seiner Spieler- und Co-Trainerzeit bei den WWU Baskets ist er nahtlos zum Cheftrainer geworden. Es war überragend, wie er die NBBL-Mannschaft des UBC aus der B-Gruppe unter ferner liefen zu den besten 16 Teams Deutschlands geführt hat.“
Christoph Schneider, (und Co-Trainer der WWU Baskets Münster 2012-2017)
„Wir verlieren einen der ganz großen Trainer und auch Spieler im UBC über 23 Jahre: Vom Jugendspieler, über einen Spieler der 1. Mannschaft, wo er tragendes Element war, über den Co-Trainer, der den Aufstieg der WWU Baskets mitgetragen hat, hin zum Hauptverantwortlichen im Jugendbereich (NBBL und 2. Mannschaft). Man kann man gar nicht hoch genug einschätzen, wie viel Arbeit, Herz und Leidenschaft der da reingesteckt hat.
Da ich die letzten Jahre super eng mit ihm zusammengearbeitet habe, kann ich einfach nur meinen Hut ziehen. Wir verlieren wirklich einen ganz großen Trainer, auch einen Freund. Jemand, mit dem ich mich immer austauschen konnte, auch über den Basketball hinaus. Er hat mit seinem Wissen und seiner Akribie unglaublich viel dazu beigetragen, dass der Verein jetzt da ist, wo er ist, viele Spieler da sind, wo sie sind. Ich wünsche ihm alles Gute und dass er das in Berlin auch weitermachen kann. Er hinterlässt eine riesige Lücke, die wir irgendwie schließen müssen.
Man könnte 1.000 Geschichten über Ati erzählen. Ich habe so lange mit ihm zusammengearbeitet, von der Uni-Mannschaft, früher, wo er Spieler in der ersten Mannschaft war, und ich Co-Trainer, bis hin zu den letzten Jahren, wo wir viel im Trainerbereich zusammengearbeitet haben. Das ist unglaublich, man könnte ein ganzes Buch mit Geschichten, Anekdoten füllen und auch tollen Ereignissen. Wie er bei der Uni-Mannschaft gegen Andy Seiferth gespielt und gewonnen hat, so dass wir Deutscher Hochschulmeister 2016 werden konnten. Wie wir bei den Europäischen Hochschulmeisterschaften waren oder er Spieler der WWU Baskets war, später Co-Trainer und den Aufstieg geschafft hat. Das kann man nicht hoch genug einschätzen.“
Marco Lenz, Betreuer seit 27 Jahren beim UBC bzw. den Uni Baskets Münster
„Die Zeit mit Ati war einmalig, bereichernd, angenehm, ideenreich, erfolgreich, spaßig, interessant, mitreißend, lehrreich, spannend und: einfach unvergessen! Danke für 23 Jahre UBC Münster! Werde ihn nie vergessen. Viel Erfolg in Berlin!“
Jan König, Spieler und Kapitän der WWU Baskets Münster (2013-2021), Hall of Famer
„Ati und mich verbindet über die letzten 11 Jahre eine enge Freundschaft mit zahlreichen persönlichen sowie sportlichen Erlebnisse, deren Aufzählung diesen Rahmen sprengen würde und mittlerweile ein gutes und lesenswertes Buch ergeben würden. Eins meiner gemeinsamen Highlights mit Ati abseits des Felds, die kennen die meisten ja, war eine legendäre Poolparty in Miskolc bei der EM der Uni-Mannschaften. Alle Anwesenden wissen, wieso!
Genau diese Mischung finde ich an Ati faszinierend. Er schafft es trotz seines sportlichen Ehrgeizes als Spieler und zuletzt auch als Trainer die persönliche Ebene stets in den Vordergrund zu stellen. Ich hoffe, dass er dieses Mindset noch vielen zukünftigen Spielern mit auf den Weg geben kann, auch wenn er im Münsteraner-Basketball eine große Lücke hinterlässt.“
Andrej König, Trainer der NBBL-Mannschaft des UBC, Spieler der WWU Baskets Münster (2013-2021), Hall of Famer
„Ich bin super traurig, dass Ati geht, freue mich aber privat für ihn und Katrin. Für mich geht ein Freund, mit dem ich meine ganze Münsteraner Zeit verbracht habe. Wir standen zusammen auf und neben dem Spielfeld in verschiedenen Kombinationen als Spieler und Trainer. Wir haben uns da wirklich super verstanden, haben immer eine gute Sprache miteinander gefunden. Hätte ich mir das aussuchen können, hätte ich mir gerne noch einmal eine Saison mit ihm wie die gerade abgelaufene gewünscht, in der Kombination NBBL und 1. Regionalliga als Duo. Ich wünsche ihnen das Allerbeste und hoffe, dass das jetzt nicht das Ende ist und wir uns vielleicht öfter in der Halle sehen werden. Privat natürlich umso mehr.“
Eine Kooperation von Uni Baskets, Münstersche Zeitung und volt. Werbeagentur.