Heute im interview:
Arne Reuter
Scouting-Verantwortlicher Uni Baskets
Was ist gameday.ms – faces?
Die Uni Baskets Münster haben viele Gesichter, sind das pulsierende Basketball-Herz des Münsterlands. Rund um den Basketball-Zweitligisten sind einige spannende Persönlichkeiten anzutreffen. Wer verbirgt sich hinter den Gesichtern der Uni Baskets?
gameday.ms – faces stellt sie vorWir müssen 100 Prozent in Echtzeit liefern.
Jedes Zweitliga-Spiel braucht neben drei Schiedsrichtern und dem Kampfgericht das Scouting, das das Heimteam zu stellen hat. Welche ist Deine Rolle?
Ich verantworte das Scouting bei Heimspielen der Uni Baskets. Mit unserem Scouting-Team liefern wir nicht nur den Trainern und Spielern Daten, sondern auch den Medien und den Fans. Wir zeichnen das auf, was sich auf dem Spielfeld ereignet, digital in Echtzeit als Liveticker oder auf den Hallenbildschirmen, wie zum Beispiel Assists, Rebounds, Würfe, Steals oder Turnover.
Wie begann deine Scouter-Tätigkeit genau?
Während meiner Zeit im Vorstand des UBC Münster nach dem Aufstieg 2018 in die ProB fehlte es an ehrenamtlichen Scoutern. Da ich beruflich viel mit Informatik zu tun habe, ein statistikorientierter Mensch bin, bin ich seitdem dabei. In der Presse taucht oft mit den Punkten einzelner Spieler nur ein ganz simpler Blick auf den Basketball auf. Das Scouting beleuchtet viel tiefergehende Aspekte unseres Teamsports. Kai Hänig war ein Musterbeispiel, der viel für ein Spiel getan hat, aber in der reinen Punktestatistik nie weit vorne war.
Was sind die schwierigen Momente für das Scouting?
Basketball ist ein enorm schnelles Spiel mit vielen Aktionen in kurzen Zeitabschnitten. Schwierig ist es dann, wenn man den Anschluss zu verlieren droht, weil Spielaktionen schneller passieren als man sie einpflegen kann. Zum Beispiel, wenn es zu laut ist in der Halle. Das ist uns passiert. Seitdem tragen wir alle Kopfhörer. Inzwischen sind wir sehr gut aufgestellt.
Welche Ausbildung braucht ein Scouter?
In der zweiten Bundesliga ist ein Scouter-Zertifikat Pflicht, vergleichbar mit dem Kampfgerichts-Zertifikat, mit etwas anderen Inhalten. Hilfreich für einen Scouter ist, das Zertifikat eines Kampfrichters zu haben und Schiedsrichter zu sein. Eine offizielle Funktion in einem Basketballspiel haben wir nicht, müssen deshalb in Echtzeit klarkommen. Wenn wir etwas nicht verstehen, was die Schiedsrichter anzeigen oder wir falsch aufschreiben, sehen wir im Zweifelsfalle dumm aus. Kenntnisse der Abläufe am Kampfgericht oder was die Schiedsrichter anzeigen, das ist schon wichtig.
Scouting ist demnach keine einfache Aufgabe. Wie sichert Ihr ein gewünschtes Mindestniveau ab?
Die Liga und der Scoutingverantwortliche der Bundesligen Stefan Schulz sind sehr hinterher, dass das Scouting stimmt. Wir legen deshalb auch intern eine hohe Messlatte an. Alle Neu-Scouter machen zusätzlich zum Zertifikat der Liga eine interne Scouter-Ausbilding. Wir handeln nach Motto: Vier Augen sehen mehr als zwei. Eine dritte Person macht am Rechner die Eingaben. Gerade in hektischen Spielphasen ist es gut, wenn zumindest eine Person eine Spielaktion oder die Schiedsrichteransage wahrnehmen konnte. Zu dritt im Scouting ist ein kleiner Luxus, hat aber auch mit Ausfallsicherheit zu tun, weil wir 100 Prozent in Echtzeit liefern müssen.
Welchen Stellenwert hat für Dich der Basketball und speziell in Münster?
Basketball ist für mich der schönste Sport der Welt. Mich freut, dass wir mit dem Basketball-Standort Münster und seinem Umfeld inzwischen eine Qualität liefern, mit der wir zweite Bundesliga spielen und halten können. Ich finde Münster als Basketball-Standort im Moment großartig und unglaublich spannend. Mit unserem Ansatz haben wir eine Chance, unseren Standort nachhaltig auszubauen: für Fans, für junge Spieler, für Kinder, die Basketball spielen wollen. Ihnen können wir bieten, was es in nur ganz wenigen Standorten Deutschlands gibt. Da bin ich sehr, sehr stolz darauf, da auch einen Beitrag zu leisten. Wir hatten noch nie sechs U-12-Mannschaften parallel, können fast alle Kinder unterbringen können, die begeistert Basketball spielen wollen. Das erhöht die Möglichkeit, dass wir vielleicht mal wieder einen „Wessi“ oder Adam Touray in der Zweitliga-Mannschaft haben, die in Münster ausgebildet wurden.
Auf was freust Du Dich jedes Jahr in Sachen Basketball?
Worauf ich mich im Basketball grundsätzlich freue, sind die Playoffs. Basketball ist ein Sport, der von Playoffs lebt. Ich erinnere mich noch sehr gut an unser erstes ProB-Jahr. Eineinhalb Stunden vor dem Spielbeginn stand eine Schlange von der Hammer Straße bis zur Halle Berg Fidel, um noch Tickets für das Playoff-Spiel zu kriegen. Diese Euphorie, die der Basketball in Münster ausgelöst hatte, war unglaublich. Das motiviert mich.
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Was hast Du studiert? Welchen Beruf übst Du aus?
ch bin Diplom-Volkswirt und habe einen Master in Wirtschaftsinformatik, arbeite als Medizininformatiker bei der St. Franziskus-Stiftung in Münster.
Deine Hobbys, Lieblingsbeschäftigungen neben dem Basketball?
Einfache bis hochkomplexe kooperative Brettspiele. Wenn niemand mitspielen möchte auch gerne mal solo.
Dein Gänsehaut-Moment Deiner Karriere?
Im Training von einem Gast-Spieler aus Lettland düpiert zu werden, nur um ihn dann zwei Monate später in der Halle bei den Olympischen Spielen in Barcelona in der Starting Five der GUS (Ex-UdSSR) wiederzuerkennen. Im eigenen Spiel: Unter Bruno Soce auf seine Ansage hin den entscheidenden Dreier zur Verlängerung als Buzzer Beater zu setzen, nachdem Jetzt-Vorstandsmitglied Wulf Ehrich mich mit einem Football-reifen Block freigespielt hatte. Ohne den Treffer wäre der Wiederaufstieg der damaligen zweiten Mannschaft sehr schwierig geworden.
Dein Gänsehaut-Moment der Basketball-Geschichte?
Jordans nicht gepfiffenes Push-Off-Foul gegen Bryon „don’t call me Byron“ Russell in Spiel 6 der 1998 Finals – sehr ärgerlich für uns Utah Jazz-Fans. In diesem Jahrtausend geht natürlich nichts über das Spiel der DBB-Zwölf gegen die USA. Nicht einmal das Finale gegen Serbien. Auch wenn ich gerne Fußball kritisiere – das von Franz Beckenbauer nach Deutschland geholte Sommermärchen hat bewiesen, dass wir Deutschen auch gute Gastgeber für die Welt sein können. Was für eine Zeit, damals.
Dein Moment, der Dich entscheidend zum Basketball gebracht hat?
In der Basketball-AG in der 5. Klasse im Spiel tatsächlich mal den Korb zu treffen – von ziemlich weit weg.
Wer oder was inspiriert Dich?
Denker, die Lösungen ohne ideologische Fallstricke denken können. Macher, die ihre Zeit und Energie für andere einsetzen.
Welcher Lebensweisheit folgst Du?
Nicht labern – Leeze fahren! Und im Zweifelsfall Stadtteilauto.
Der beste Rat, den Du je bekommen hast?
Papa, chill mal. Klappt aber selten wie gewünscht.
Was sind Deine Ziele für die Zukunft?
Dazu beitragen, dass in Münster keine Jugendspiele wegen Schiedsrichtermangel ausfallen müssen. 95%-Scouting-Qualität als Mindestniveau zu halten.
Dein Lieblingsbuch?
Project Hail Mary und The Martian – Andy Weir; Neuromancer – William Gibson; On Basilisk Station – David Weber; The First Law – Joel Abercrombie.
Deine Lieblingsstaffel und Dein Lieblingsfilm?
So viele: The Last Kingdom (tolle Verfilmung der Bücher), Person of Interest, The West Wing, Game of Thrones, Battlestar Galactica, Deadwood, Reacher Staffel 1 (auch hier sind die Bücher hervorragend). Und Aliens.
Deine Lieblingsmusik?
Querbeet. Stan Ridgeway – Camouflage. Zuletzt einmal Musik der Italienischen Renaissance als Hintergrundmusik – überraschend flott.
Welche versteckten Talente hast Du?
Ich kann mit den Ohren wackeln.
Wer ist Dein Lieblingssportler / sportliches Idol?
Stockalone (John Stockton / Karl Malone) – ersteren habe ich als Rookie während meines Austauschjahres in Salt Lake City live in der Halle gesehen, Malone dann erst 1992 bei den Olympischen Spielen in Barcelona. Michael Jordan war auch nicht schlecht (GOAT!), nur eben im entscheidenden Moment auf der falschen Seite.
Dein Traumberuf als Kind?
Diplomat. Das wäre wohl nicht gut gegangen.
Dein Lieblingsplatz in Münster?
Die Ballsporthalle am Pascal-Gymnasium bei Jugend- oder Nachwuchsbundesligaspielen.
Auf welches Sportereignis 2024 freust Du dich am meisten?
Playoffs! Zuerst die im American Football (NFL) und dann hoffentlich in der ProA.
Wenn es Basketball nicht gäbe, welche Sportart würde es Dir antun?
Unvorstellbar! American Football. Wenn nur nicht die hohe Verletzungsgefahr wäre.
Eine Kooperation von Uni Baskets, Münstersche Zeitung und volt. Werbeagentur.