„Als Aufsteiger ist die ProA eine besondere Nummer“
Adam Touray
// Stichwort „Herausforderung“: Wie schwer wird die nächste Saison als Aufsteiger in die zweite Liga ProA?
Adam Touray: Die kommende Saison wird auf jeden Fall sehr, sehr schwer. Die ProA ist eine sehr gute Liga mit sehr vielen guten Teams, die individuell top besetzt sind, auch in der Breite der Liga. Die Spieler sind allesamt sehr athletisch. Diese Liga hat ein ganz anderes Niveau als die ProB. In der ProA kann jedes Team jeden Gegner schlagen. Mit Schalke waren wir seinerzeit Letzter und haben den Ersten geschlagen. In der ProA ist alles möglich.
Thomas Reuter: Ich würde noch ergänzen, dass wir den Kern unseres Teams weitestgehend zusammengehalten haben, was auch nicht immer üblich ist. Unsere Spieler wollen auf diesem Niveau spielen, haben dieses Niveau. Aber es ist einfach noch nicht viel Erfahrung da. Es gibt keinen bei uns, der sechs, sieben Jahre ProA-Erfahrung einbringt. Auch unsere Neuzugänge kommen direkt aus den USA vom College und aus Island. Damit wird die ProA für die meisten in unserer Mannschaft eine neue Erfahrung. Da müssen wir schnell Zugriff kriegen, uns in der neuen Liga etablieren und irgendwie erfolgreich sein.
// Neue Spielklasse, neue Gegner, Trainer und Spieler. Worauf müsst ihr euch einstellen?
Adam Touray: Alle Teams sind von guten Trainern top auf jeden Gegner vorbereitet. Die Spieler sind fast alle Vollprofis, die sich die ganze Woche auf einen einstellen. In der ProB machen das wohl die meisten Teams derart noch nicht oder nur wenige. In der ProA kennen die meisten Teams alle Spielzüge der Gegner. Die Spiele werden auch deshalb deutlich schwerer.
Thomas Reuter: Björn hat die Spielvorbereitung schon in der letzten Saison für uns so gemacht wie es Standard in der ProA ist. In der ProB waren andere Teams schlechter auf uns vorbereitet, weil noch nicht alles professionell auf höchstem Niveau ist. Das gibt es in der ProA nicht. Alle Teams bereiten sich auf jeden Gegner akkurat vor. In der ProA gibt es keine positiven Überraschungen, dass mal ein Team überrumpelt wird.
// Wie und wo ordnet ihr unsere zu erwartende Rolle in der ProA ein?
Thomas Reuter: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man das wirklich vor der Saison schwierig sagen kann. Jeder unterhält sich darüber: Playoffs möglich oder Abstieg oder was auch immer. Und in der Saison kommt es doch anders. Wir haben vier Neuzugänge mit ihrer ersten Auslandsstation. Man muss gucken, wie die Jungs einschlagen. Finden sie sich sofort zurecht, ist vielleicht mehr möglich. Haben sie anfangs Probleme, weil sie das erste Mal im neuen Land sind, dann muss man zunächst einmal zusammenfinden. Vielleicht muss man dann erst einmal durch ein Tal gehen bis man die ersten Erfolgserlebnisse hat. Das ist schwierig, vorauszusagen. Vielleicht kann man das eher bei den Topteams, die sich oben absetzen werden. Das ist ein ganz großer Mix, gerade auch durch die Ligenerweiterung. Prognosen, wo es hingeht, sind kaum möglich.
Adam Touray: Direkt als Aufsteiger ist die ProA auch noch mal eine besondere Nummer. Man hat es letzte Saison in Itzehoe gesehen, die jetzt wieder direkt runtergegangen sind. Bochum hat um den Klassenerhalt gekämpft. Es ist jetzt keine Selbstverständlichkeit, wie es in der ProB war, dass man in der ProA Spiele gewinnt. Oder gar direkt durchmarschiert wie nach dem Aufstieg aus der Regionalliga. Das wird nicht der Fall sein.
// Worauf wird es für uns ankommen, um die Klasse zu halten?
Thomas Reuter: Es kommt darauf an, dass wir uns relativ schnell anpassen. In der ProA betrifft das hauptsächlich die Athletik und die Schnelligkeit. Das Spiel ist viel schneller. Die Entscheidungsfindung muss viel schneller sein. Da wird einem weniger verziehen. Du musst wirklich bereit sein, stets sofort eine Entscheidung zu treffen. Ansonsten kriegst Du keinen freien Wurf ausgespielt und kann es ein schlechtes Spiel einer Mannschaft werden. Wir müssen uns an das Niveau möglichst schnell anpassen. Das ist unsere Hauptaufgabe.
// Die ProA wurde auf 18 Teams vergrößert. Wir werden deutlich mehr Spiele als in der ProB haben. Was bedeutet das für euch, für unsere Mannschaft?
Adam Touray: Wir werden auf jeden Fall sehr fit sein müssen. Es sind eine ganz Menge Spiele, wir haben auch Doppelspieltage. Das ist noch einmal eine andere Hausnummer, körperlich deutlich anstrengender. Wir haben weite Fahrten, sitzen auch mal 8 Stunden im Bus. Insgesamt ist die Belastung eine ganz andere als in der ProB.
// Wir haben auch gut 50 % mehr Heimspiele. Was macht den Faktor Zuschauer in der ProA aus?
Thomas Reuter: Wir haben eine große Fanbasis. Das ist schon mal sehr wichtig, um in die zweite Liga zu gehen. Unsere Fans wissen, glaube ich, um die Schwere der Aufgabe. Sie werden schnell verstehen, dass es darum geht, nicht abzusteigen, anstatt wie im letzten Jahr jedes Spiel zu gewinnen. Für unsere Fans wird attraktiv, dass viele gegnerische Fans mitkommen. Ob zum Beispiel Leverkusen oder Hagen, unsere Gegner haben alle auch Fanclubs. Das kann richtig spaßig auf den Rängen in der Halle Berg Fidel werden – im positiven Sinne.
Adam Touray: In der ProA ist der Heimvorteil noch einmal krasser. Fährt man nach Trier, Quakenbrück, Vechta, Hagen, um nur einige zu nennen, diese Klubs haben seit vielen, vielen Jahren ein große Fanbase. Das ist auf jeden Fall deren Vorteil. Wir haben genauso gute Fans. Von den Fans her haben wir gutes ProA-Niveau. Das sollten wir gemeinsam nutzen. Auch wenn es mal schlecht läuft in dieser Saison, hoffen wir, dass uns unsere Fans den Rücken stärken.
// Müssen wir unser Spiel anpassen? Oder bleiben wir bei unserer Art und Weise?
Adam Touray: Es kommt viel auf Athletik, Schnelligkeit und Ausdauer an, da müssen wir uns anpassen. Wir werden in der Vorbereitung sehen, wie unsere Spielweise aussehen wird. Vor allem aber spielt auch die gute taktische Vorbereitung auf den jeweiligen Gegner eine große Rolle.
// Auf welches Auswärtsspiel freust du dich am meisten?
Thomas Reuter: Ich schwanke zwischen Hagen und Paderborn. Tatsächlich freue ich mich auf die Rückkehr nach Paderborn. Gerade aber auch bei Phoenix Hagen am ersten Spieltag ist sehr interessant, auch für unsere Fans.
Adam Touray: Ich freue mich immer, in guten, stimmungsvollen Hallen zu spielen, wo teilweise auch schon BBL gespielt wurde. Die Partien in Quakenbrück und Vechta werden ganz gut, mit jeweils toller Fanbase und auch für unsere Fans schnell zu erreichen. Es macht auf jeden Fall Spaß, in Hallen zu spielen, wo auch viele Fans sind, die laut sind. Wir werden viele Derbys haben, das werden stimmungsvolle Spiele.